Dienstag, 17. Mai 2011

Ich trage dein Herz in meinem Herzen

Diesen Eintrag möchte ich einer besonderen Person widmen. Bettina Pross. Mit ihr durfte ich zusammen durch Kolumbien reisen und wundervolle Momente durchleben. Sie hat mein Herz berührt.


Am Samstag musste ich von ihrem tragischen Tod hier in Ecuador erfahren. Im Morgengrauen des 10. Mai ist der ecuatorianische Bus auf der Strecke Cuenca-Loja verunfallt und hat Bettina und zwei andere Menschen aus dem Leben gerissen. Es wird zu hohe Geschwindigkeit und das Versagen der Bremsen vermutet. Das Busunternehmen Santa und ihre Chauffeure stehen wegen 3 anderen Unfällen in diesem Jahr (einer mit tödlichen Folgen) vor Gericht.


Bettina hat ihren Traum gelebt und ihre Reise durch Südamerika in Angriff genommen. Kennenlernen durfte ich sie hier in Quito in der Sprachschule. Gleich von Anhieb hatten wir eine unternehmungslustige Gruppe zusammen und schlenderten nachmittags durch Quito, machten einen Ausflug zum Refugio des Cotopaxi, genossen das Partyleben Gringolandias oder genehmigten uns nach der Schule eine Piña Colada. Zu dritt (Andrea, Bettina und ich) beschlossen wir dann, uns nach Kolumbien zu wagen.


Bettina und Andrea sind schnell zu meinem Familienersatz geworden. Eine Woche Reisezeit zusammen bedeuten Jahre des Kennenlernens im "realen" Leben. Sehr schnell kommt man sich sehr nah und vertraut einem seine Lebensgeschichte und seine Sorgen an. Zusammen erlebt man Unvergessliches und entdeckt ein fremdes Land, eine fremde Kultur.


Über die Zeit mit Bettina ist mir vor allem die Freude am stärksten in Erinnerung. Wir hatten so viel zu lachen und für ein Crepes&Waffles-Eis (das Beste!) hätten wir alles hergegeben. Wir wollten sogar unsere Reise in eine "Crepes&Waffles-Tour quer durch Südamerika" ändern. Im strömenden Regen in der Grossstadt Medellín liefen (in der Schweiz: rannten) wir spätabends - ohne Regenschirm oder Regenjacke - zur nächsten Crepes&Waffles-Filiale. 10 nach 10 kamen wir klitschnass an, nur um uns anzuhören, dass sie um 10 schliessen. Bettina, die Verfechterin des Rechts auf Süssigkeiten, bettelte solange bis sie uns unsere Eiscreme genehmigten. Bis über beide Ohren strahlend standen wir in der Eingangshalle, triefend vor Regen und verschlangen unser Lieblingseis.


Was sie mir ausser der grossen Freude mitgegeben hat, ist dass man seine Träume leben soll. Sie hat ihren grossen Traum zwar nicht ganz verwirklicht, weil sie es nicht bis Chile geschafft hat, aber sie hat den Traum gelebt. Jeden Tag, jede Minute. Sie war ein herzensguter Mensch, sie liebte das Leben und genoss jeden Augenblick. Mit ihr war immer Festlaune und zu einem Bier oder einer Piña Colada sagte sie nie nein.
Sie hat mich unterstützt, als ich in Kolumbien verzeifelt nach einem Bikini suchte, der nicht nur 5% bedeckte von dem was er eigentlich bedecken sollte. Zusammen verliebten wir uns in Cartagena und den Strand in Playa Blanca und brauchten keine Worte, um zu wissen, dass die andere das genau Gleiche fühlt. Es brauchte nur einen Blick und ich wusste, dass sie das gleiche Glücksgefühl hatte, als im Nachtbus von Mompox nach Medellin Kuschelrock lief, während es draussen stürmte und wir uns in die bequemen Liegen kuscheln konnten. Sie hat sich wie ein kleines Kind gefreut, als sie in einem abgelegenen Juan-Valdez-Dorf ein Coiffeurgeschäft namens Bettina entdeckte. So Kleinigkeit eben, die während dem Reisen enorm viel bedeuten.


Ich durfte die letzten Monate ihres Lebens mit ihr teilen und mit ihr Erinnerungen sammeln. Ich habe all die unvergesslichen Dinge und wundervollen Momente mit Bettina durchlebt und gemeint, dass wir in ein paar Jahren - bei unserem Wiedersehen-Treffen - gemeinsam in Erinnerungen schwelgen könnten. Stattdessen muss ich erfahren, dass die Person mit der ich all das Erleben durfte, nicht mehr lebt. Trauer überkommt mich.


Aber ich weiss, dass sie ihren Traum leben durfte. Sie war voller Glück und Zufriedenheit. Auch deshalb, weil ihr langjähriger Freund nachkam und sie in Quito erwartete. Mit ihm ihren Traum zusammen zu leben, war wohl das grösste Geschenk für Bettina.


Sie zeigte mir, Andrea und all den anderen Reisenden auf, ihren Traum zu leben und nicht abzuwarten. Danke Bettina.


Für mich heisst es zwar Abschied nehmen von dir, aber du wirst immer in meinem Herzen sein. Bettina te extraño mucho. Siempre estarás conmigo.














Mittwoch, 11. Mai 2011

Islas de Galapagos

Ich, Yvonne Furrer, bin mit Hammerhaien geschwommen. Ja genau! Im gleichen Gewässer aus aller nächster Nähe. Für die, die noch nie mit mir schwimmen waren (gehe ja grundsätzlich nicht schwimmen), brauchen wohl noch eine kurze Erklärung. Ansonsten werden sie nur halb so überrascht über diese sensationalle Nachricht sein.
Ich ging nie als Erste ins Wasser und wenn dann versicherte ich mich, dass jemand auf gleicher Höhe oder ein Stück weiter war. Sollte der Hai zuschlagen, dann wäre ich auf der sicheren Seite und nicht die Leidtragende. So ging das seit Jahrzehnten.
In dieser Hinsicht war Galapagos ein Kurort für mich. Schrie jemand während dem Schnorcheln: “Hai!”, dann war ich die Erste, die im Rekordtempo dahin schwomm und mir die Haie genauer unter die Lupe nahm. Die armen Kerle wurden regelrecht von mir verfolgt. Das ging so weit, dass ich sogar bei der kleinsten Möglichkeit einen Hai zu sehen, zur Tauchmaske griff, ins Wasser stieg und eifrig nach ihnen suchte.
Abgesehen von den Schwarzspitz-, Weissspitz- und Hammerhaien haben mich noch andere Tiere beeindruckt. Seehunde liessen sich nicht davon abhalten im Wasser herumzutollen, zu kuscheln oder abzuhängen während ich nebenher schwamm. Falken landeten direkt neben unserer Guantanamera-Reisegruppe, um für die Hightech-Kameras zu posen. Überall plusterten Fregatten-Männchen ihren Herzballone (vorne am Hals) auf, um nicht nur die Weibchen zu beeindrucken. Verschiedene Boobies (Nasca, Redfoot, Bluefoot) zeigten ihr schönes Gefieder und vor allem ihre speziellen Füsse und Schnäbel. Jenste Vögel, darunter auch Albatrosse und Braunpelikane, zeigten ihre Flugkünste. Iguanas lachten uns untentwegt an(Smile aufs Gesicht gemeisselt). Fische liessen sich fotografieren. Schildkröten (Galapagosriesenschildkröten und Seeschildkröten) wurden eifrig beim essen fotografiert. Einem Goldrochen durfte ich beim scheissen zusehen (echt faszinierend). Galapagos-Pinguine flitzten vorbei und sogar Delphine zeigten sich noch am letzten Tag. Alles in allem: Unglaublich.
Aber nicht nur die Tierwelt ist faszinierend, auch die Insellandschaft ist abwechslungsreich. Ein Besuch lohnt sicht.
Jetzt noch speziell was für die männlichen Leser:
Aufgrund meiner guten Beziehungen (verdanke ich vor allem meinen Spanisch-Kenntnissen und meinem weiblichen Charme) durfte ich das anspruchsvolle Schiff bei Tag und Nacht einmal lenken. UND gemäss meinem Instruktor habe ich es schneller verstanden und besser gemacht als ein Mann (mein Zimmergenosse). Natürlich mussten wir beide über diese Feststellung lachen. Aber trotzdem war das Balsam für meinen weiblichen Stolz.
Und wie alles was so schön ist, verging die Zeit wie im Flug. Und mich plagt das Heimweh nach Galapagos. Vielleicht kommt das nicht-so-Wohlfühlen auch davon, dass kaum zurück auf dem ecuatorianischem Festland mich wieder die Amöben heimgesucht haben. Keine Ahnung was sie an meinem Magen so attraktiv finden. Trotz den Magenbeschwerden geniesse ich die Zeit hier in Riobamba, Alausi und Sibambe. Vor allem sind hier die Indigenas so farbenfroh angezogen, dass ich kaum meine Hände von der Kamera lassen kann. Allzeit bereit.
Morgen gehts zum Chimborazo-Nationalpark und danach weiter Richtung Süden über Peru nach Boliven. Sollte jemand jemanden kennen, der/die dort wohnt, dann schreibt mir doch.
Abrazo desde Riobamba, Ecuador
Yvonne