Freitag, 15. Juli 2011

Vilcabamba, die Vilcatrampa - oder wie aus 4, 17 Tage wurden

Eigentlich ist ganz Ecuador zu einer Falle geworden. Erst wollen sie mich am 14. Juli draussen haben (Ablauf Visa) und dann, wenn der Tag der Ausreise gekommen ist, wollen sie mich fast nicht gehen lassen. Ehrlich gesagt, verliess ich dieses wunderschöne Land ungern. Ich hoffe schwer, dass ich dieses Jahr nochmals zurückkehren darf. Ich hatte geplant *und auch in die Tat umgesetzt) am 12. Juli aus Vilcabamba südlich Ecuadors nach Quito zurückzukehren, dort eine Verschnaufpause einzulegen und dann am 14. Juli ganz in der Früh zur Grenze aufzubrechen. Nach 17 Tagen Vilcabamba (dazu später mehr) kam ich krank in Quito an. Fieber und Gliederschmerzen. Also organisierte ich nach der 13-stündigen Fahrt nur das Nötigste und ging früh schlafen. Am 14. konnte ich also nicht wie geplant früh los, sondern musste noch den Rest erledigen. Aber warum auch hetzen, bis zur Grenze sind es ja nur 5 Stunden. Um 18.30 Uhr kam ich dann endlich an der Grenze an und konnte meinen Augen fast nicht trauen: Vor dem Migrationsamt Ecuadors fand ich eine riesen Menschenschlange vor. Das System fiel aus! Toll! Also bereitete ich mich auf 3 Stunden warten vor (immer noch krank). Irgendwann um 19.30 Uhr kam es den Polizisten dann endlich in den Sinn uns Passkopien herstellen zu lassen, damit sie die Registration am nächsten Tag vornehmen und wir trotzdem weiterreisen könnten. Das bedeutete soviel wie losrennen und am Kopierer erneut anstehen. Eine Viertelstunde vor Grenzschliessung erhielt ich meinen registrierten Ausreisestempel und das Visum Kolumbiens. Hätte ich das alles nicht mehr geschafft und am 15. Juli nochmals vorstehen müssen, hätte ich eine Strafzahlung von 230 Dollar an den Staat Ecuadors zahlen müssen. Puh nochmals Glück gehabt!

Heute wachte ich also wiedermal auf kolumbianischem Boden auf - genauer gesagt in Pasto. An was ich mich nicht mehr erinnerte, war, dass es hier nicht an jeder Ecke eine Tienda (Emmalädeli) gibt. Ich war lange auf der Suche nach Milch. So lief ich herum mit einem Knurren im Magen und wünschte mir, bitte lass mich Milch finden. Achtung was ihr euch wünscht. Denn kaum überquerte ich die Strasse, fand ich eine Frau mit zwei Ziegen vor, die laut rief: "leche! leche de cabra! leche!" Hmmh ich habe mir es ernsthaft überlegt, aber Ziegenmilch mit Cornflakes? Danke, aber nein danke.

Aber nun zudem, was ich ich den letzten beiden Monaten erlebt habe.

Lange Zeit verweilte ich in Quito, organisierte Sachen und war von Freunden und Familie umgeben. Dort kam ich langsam zur Ruhe und zum Normalzustand. Dann unternahm ich einen Kurztrip nach Riobamba (4h südlich), wo ein Freund an einer Tattoo-Convention teilnahm. Es gewannen ausnahmslos Peruaner (sie sind auch ausserordentlich gut). Nach einem Abstecher in den Norden - Mindo - querte ich wieder nach Quito zurück. Von dort reiste ich mit Gaby und Diego weiter gen Süden nach Latacunga. Dort probierte ich die Spezialität (frittierte Schweinehaut, Schweinefleisch, Pommes, Mais, frittierte Maiskörner, Popcorn, grillierte grüne Bananen, süsse Empanadas) und besuchte die Kraterlagune Quilotoa. Das Wetter war uns nicht so zugesonnen, also beschlossen wir, nach Ambato weiterzureisen. Diego - ein Bekannter aus Galápagos - meinte dort sei es noch schön. Naja nicht so, dafür aber das nahe Indígenadorf Salasaka. Dort erhielten wir eine Kräuterkundetour durchs heilige Tal und eineneinzigartigen Einblick in die Vergessenheitzugeratende Webkunst mit Inka-Zeichen.


In Ambato hiess es Abschied nehmen und alleine nach Cuenca weiterzureisen. Ich verliebte mich sofort in die Stadt. Sauber, kultiviert und sicher. Ich lief sogar nachts alleine durch die Strassen. In Cuenca nahm ich sogar etwas ganz untypisches für mich: Ich buchte eine zweistündige Tour mit dem Touristen-Doppelstöcker-Bus (roter Bus Londons). Aber es hat sich gelohnt, trotz mehrmaligen Duckenmüssens wegen den tiefen Kabeln. Und weil Bettina mir es dreimal ans Herz gelegen hat, erfüllte ich ihr und mir den Wunsch und testete die Vina Pizzeria. Bettina hat nicht übertrieben. Ausser Stadtbesichtigung machte ich auch einen Ausflug in den Nationalpark "el cajas", der für seine Moorlandschaft bekannt ist. Der Eintritt kostete mich unverhofft nur 2.50 anstatt 10 Dollar. Denn Ecuador ist endlich zu der intelligenten Auffassung gekommen, dass es Diskriminierung sei, wenn die Ausländer das Doppelte oder Vierfache zahlen müssen.


Und jetzt warum Vilcabamba zu einer Falle geworden ist. Zuerst einmal zu Vilcabamba. Es liegt in einem Tal auf 1700m, umgeben von wirklich wunderschönen Bergen, mit sauberem Wasser (trinkbar! Eine Seltenheit in Ecuador), liegt nahe der Grenze zu Peru und ist bekannt für die Langlebigkeit der Einwohner. Geplant waren 4 oder 5 Tage, denn ich wollte ja auch noch die Küste Ecuadors erforschen (Walsaison). Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.


Genau an dem Wochenden, als ich ankam, fand ein zweitägiges Seminar über die Krise der Welt, freie Energie, Spiritualität, was können wir ändern, etc. statt. Durch dieses Seminar kam ich zu neuem Bewusstsein und traf auf die Art Mensch, die ich gerade jetzt - in meiner Krise - benötigte. Nach zwei Tagen fühlte ich mich wieder geborgen und siche rund um 20 kg leichter im Herzen. Die Nächte der 17 Tage in Vilcabamba verbrachte ich also Billard-, Dart- oder Pingpongspielend mit Freunden, an der Bar quatschend oder an einem Dorffest mit Alkohol, Tanz und Alkohol (Punta, Zuckerrohrschnaps). Die Tage wanderte ich Berge hoch und Täler herunter, liess mich von Wasserfallduschen massieren oder unternahm Ausritte (6 Tage). Ein Energieaufenthalt. Warum ich 17 Tage im kleinen Dorf blieb? Warum nicht?! Es bot mir alles. Ich war von Freunden umgeben und bereits nach kurzer Zeit wurde ich im Dorf begrüsst, als ob ich schon lange dort lebte.   Das Hostal Izhcayluma lag oberhalb Vilcabamba mit Sicht auf das Tal und die Berge und bat mit einem Swimmingpool, grosszügigen Duschen, Bar, Billard- und Pingpongtisch, Dartscheibe, Schachbrett, Frühstücksbuffet (Crepes, Eier, Müesli, Vollkornbrot, Fruchtsaft, Kaffee, Tee) und Massagetherapien (24 Dollar für 105 Minuten) auf. Ich liess es mir gutgehen und kam zu neuen Kräften. Aus Vilcabamba wurde Vilcatrampa (Falle), die Oase Ecuadors.


Zusammenfassend habe ich in 2 Monaten folgende Orte gesehen:
Riobamba, Bergdorf Salinas (mit Gruyerkäse), Quito, Mindo, Quito, Riobamba, Quito, Latacunga, Ambato, Salasaka, Cuenca, Vilcabamba, Quito.


Aber ich hätte um NICHTS getauscht.


Nun bin ich in Kolumbien und habe bis zum 4. August keine Pläne. Bin also am Tage zählend bis endlich meine Schwester und ihre Freunde in Bogotá ankommen. Nach unserer gemeinsamen Reise in Kolumbien werde ich wiedereinmal ohne Pläne dastehen. Aber ich habe ja bis zum 15. Dezember Zeit Pläne zu schmieden, dann heisst es nämlich: Nächste Destination Schweiz. Bis dahin hoffe ich, noch viele so schöne Orte zu entdecken, um euch darüber berichten zu können.

Die Fotos zu meiner Story findet ihr auf folgendem Link:
http://www.facebook.com/media/set/?set=a.10150248290064292.337879.543264291&l=cfcdeef595


Abrazo fuerte
Yvonne