Cartagena, über 30 Grad, 19:33 Uhr, habe heute eine Viertel Million für ein Kleid ausgegeben.
Lange ist es her seit meinem letzten Blog-Eintrag. Seither habe ich Vieles erleben dürfen. Nach meiner Genesung und der erfolgreichen Beendigung des Schulbankdrückens gings zusammen mit Bettina und Andrea ab nach Kolumbien. Von Popayán über Bogotá nach Santa Marta, Taganga, Santa Marta, Cabo de la Vela, Santa Marta, Minca, Santa Marta, Parque Tayrona, Santa Marta und Cartagena. Die letzten 6 Orte liegen alle an der karibischen Küste Kolumbiens und somit war meine Hauptbeschäftigung Sonne und Wärme (oder lästige Hitze) geniessen, mich im türkisblauem Meer erfrischen, nichts tun, schlafen, nichts tun, schlafen, baden, sonnen, in der Hängematte schlafen. Neidisch? Das dürft ihr sein. Das Leben meint es gut mit mir.
Was habe ich sonst noch so erlebt?
- Im Bergdörfli Minca sind wir im tropischen Wald auf eine Gruppe Hobby-Ornitologen gestossen. Lustiges Bild. Alle gleich angezogen, mit dem gleichen beigen Safari-Hut, in die gleiche Richtung starrend (d.h. Nacken überstrapazierend) wollten sie mit Hightech-Kameras die seltenen Vögel einfangen. Dabei flüsterte ihr Führer die Vogelnamen und Merkmale.
- Abenteuerliche Fahrt nach Cabo de la Vela. Zuerst im Abfalleimer-Bus nach Quatrovia, in welchem uns von allen Seiten die Einheimischen den Weg nach Cabo schreiend erklären wollten. Dann das harte Verhandeln mi dem Taxi-Fahrer für die Fahrt nach Uribia. Dort angekommen, wurden unsere Rucksäcke im Regen aus dem Taxi gerissen und sogleich auf einen Colectivo gehiesst (umfunktionierter Pick-up mit Gitter: oben Fracht, unten Passagiere). Für die zweistündige Fahrt hiess es zusammengepfercht auf der kleinen Ladefläche mit 12 anderen Passagieren es sich bequem wie möglich zu machen. Während uns der Wind um die Ohren peitschte, schnellte das Gefährt über Höhen und Tiefen (riesen Strassenlöcher) durch die Wüste nach Cabo. Die Fahrt hat sich gelohnt: weiter Strand, fast keine Touris, Sonnenuntergang, frischer Fisch. Bei der Rückfahrt hätten wir uns den Pick-up nicht nur mit Menschen, sondern auch mit Ziegen teilen sollen. Diese wurden kopfüber auf die Ladefläche gebunden (konnten nichts mehr bewegen), wobei der bambelnde Kopf um Haaresbreite die Strasse nicht berührte. Wir Europäer haben uns geweigert, mitzufahren (was keiner verstand).
- Wanderung im Parque Tayrona (tropischer Nationalpark direkt an der karibischen Küste) nach Pueblito (460-1500 n.C.): Dabei führte der Weg vom Strand weg auf riesigen und manchmal rutschigen Steinen steil hinauf durch tropischen Wald. Begleitet von Urwaldgeräuschen und wunderschönen Vogelgesängen hätten wir, Andrea und ich, wohl zweimal umkehren müssen, wäre da nicht ein galanter Kolumbianer gewesen, der den verschwitzten jungen Damen die helfende Hand (oder den starken Arm) gereicht hätte. An der Ruine angekommen kann ich nun behaupten: Der Weg ist das Ziel!
- Heiratsantrag von Samuel (50 oder mehr), ein Kolumbianer, der tagtäglich d.h. 365 Tage im Jahr seit 25 Jahren den weiten Weg auf sich nimmt (bei über 30 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit), um am Strand Schoko-Brote und mehr zu verkaufen. Augenzwinkernd meinte er dann, dass es wohl ein gutes Angebot für mich wäre. Habe dann mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht - Familie ihr könnt nun aufatmen - das Angebot dankend abgelehnt.
- Suche nach gutem Kaffee. Kolumbien ist ja bekannt für den besten Kaffee. Nur wird dieser immer exportiert und der Abfall wird dann hier als "tinto" verkauft. Wirklich Abfall. Doch wenn man geduldig ist und hartnäckig weitersucht, wird man auch hier fündig!
Das Land mit seiner abwechslungsreichen Fauna und Land weiter beschäftigen wollen, wärmstens empfehlen.Flora ist zum verlieben schön. Und doch ist es ein vom internen Konflikt gebeuteltes Land, das seine Schattenseiten (Verfolgung von politischen Gegnern, Verschwindenlassen der Campesinos oder Kritikern, Ermordung von Menschenrechtsaktivisten, Drogenhandel, Korruption, etc.) gekonnt vor Touristenaugen zu verstecken weiss. Das Buch "Kolumbien verstehen" von Werner Hörtner kann ich allen, die sich mit diesem gegesätzlichen Land weiter beschäftigen wollen, wärmstens empfehlen.
Könnte hier wohl noch ewig weiterschreiben, aber besser ist, wenn ihr meine Fotos anschaut:
zum echli Ferifeeling zbecho
Abrazito desde Cartagena, Yvonne
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