In meiner Reise durch Kuba lernte ich schnell und intensiver als bisher die Vor- und Nachteile des Alleinreisens kennen.
Dank dem Alleinreisen fand ich die Liebe und konnte ihr mehr Zeit zum wachsen schenken (einfach Flug umbuchen). Die ganze Geschichte erzähle ich gerne einmal persönlich.
Meine Kuba-Reise startete in Havanna. Ich wurde herzlich willkommen geheissen und lernte schnell das Ignorieren. Es fiel mir leicht, den aufdringlichen Kubanern, die mir zuzischten, Küsse zuwarfen oder "hola guapa, que linda eres" nachriefen, die kalte Schulter zu zeigen. Sie machten mir das Leben nicht leicht und ich fühlte mich manches Mal wie als Tier behandelt. Man darf es den Latinos aber nicht übel nehmen, sie meinen es nicht abwertend. Ich musste auch vielmals Schmunzeln, als ich bis zum Arsch mit Dreck vollbespritzt als Schönheit bezeichnet wurde. Der Spass fehlte mir in Kuba nicht. Trotzdem wäre eine Begleitung von Vorteil gewesen.
Von Havanna reiste ich nach Viñales, ins Grüne Thal. Dort lernte ich viel über die Zigarrenherstellung und durfte an einer Cohiba ziehen. Deren Mundstück wurde vorher noch mit Honig betunkt, lecker. Man schmeckt es zwar nicht, aber auch die getrockneten Tabakblätter werden mit einem Rum-Honig-Zimt-Gemisch besprüht. Rauchen ist trotzdem ungesund. Für die Touren in der Nebensaison wären Begleiter von Vorteil.
Vom Grünen gings in die Stadt Cienfuegos. Dort setzte ich mich nachts zusammen mit meiner Gastgrossmutter, Gasturgrossmutter und einer Nachbarin vor die Haustür auf die Strasse, plauderte über Gott und die Welt und schaute den Touristen mit ihren KUBA-Führern nach. Touris sehen lustig aus. Um mit Kubanern ins Gespräch zu kommen, ist das Alleinreisen von Vorteil.
In Playa Girón gefiel es mir dann schon besser. Tauchen im türkisfarbenen Meer mit Sicht auf Baracudas, Riesenkrebsen, Langosten, Schiffwracks und schönes Korallenriff. Galápagos wird trotzem nicht vom Thron gestossen. Das Tauchen stand mir leider einem waghalsigen Sprung ins kristallklare Wasser einer Höhle im Weg. Das Schnorcheln liess ich mir aber nicht nehmen und wurde mit vorbeipaddelnden Süsswasser-Schildkröten belohnt. Die Gastfamilie empfahl mir einen Salsalehrer. Das kam dabei heraus: Bei über 30° C schwitzte ich 2 Stunden lang wie blöde beim Salsa und Chachachá lernen, während es sich die Familie auf Schaukelstühlen bequem machte und meine Tanzfortschritte kommentierte. In Ferien nimmt man Vieles auf sich.
Trinidad, eine Kolonialstadt zum Verlieben. Havanna in Kleinformat mit grünen Thälern, wunderschönen Wasserfällen und weissem Sandstrand 40-Raddel-Minuten (bei sengender Hitze) entfernt.
Auf meinem Ausflug hoch zu Ross ins "Valle de los Ingenios" genehmigte ich mir am Wasserfall eine 4-stündige Badepause. Der arme Führer wartete bei den Pferden auf mich und musste fast verhungern. Auf meinen Wunsch hin, ich gestaltete nämlich die Tour, besuchten wir noch einen Guajiro-Zuckerrohrbauer. Dessen Sohn und ein Freund bereiteten uns frischgespressten Guarapo (Zuckerrohrsaft) zu, während der Guajiro José mit seiner Guitarre um meine Gunst worb. Sorry José, zu alt.
In der Halbzeit meiner geplanten Reise (ein Monat) kam ich in Santiago de Cuba an und beschloss gleich am nächsten Tag wieder abzureisen. Mein Zimmer war ein Kettenraucher! Ich hielt es keine 5 Minuten aus und ging also das erste Mal in Kuba alleine tanzen. Damit ich mich den suchenden Latinos nicht schutzlos ausliefern musste, drängte ich mich einer Gruppe Deutscher Geographie-Studenten auf. Sie waren ein bisschen verdutzt, als ich mich zu ihnen setzte, denn alle Tische waren noch frei. Als sie hörten, dass ich Schweizerin bin, atmeten sie erleichtert auf, sie hatten wohl befürchtet, sich mit mir in englisch unterhalten zu müssen. So verbrachte ich einen amüsanten Abend in Begleitung.
Am Morgen früh dann das "Missgeschick" (gottseidank). Auf der letzten Treppenstufe (auf dem Rücken mein 18kg leichter Rucksack) übertrat ich meinen rechten Fuss: Bänderüberdehnung. Genau dann, wenn es nach Baracoa ging, ein Ort der Expeditionen zu Fuss. Zusammen mit meiner Gastfamilie kam ich auf die Schlussfolgerung, dass meine Hände ja noch zu gebrauchen sind und ich darum Perkussions-Unterricht nehmen könnte. So lernte ich vom besten Instruktor Guantánamos Salsa-, Bolero, Chachachá- und Merenque-Rhytmen.
In Baracoa lernte ich dank dem Alleinreisen das richtige Kuba-Gesicht kennen. Sozialismus, aber einige wenige haben Geld (vor allem in den Städten). Nationalismus, bereits in der Schule wird jeden morgen die Nationalhymne gsungen und auf die Revolution geschworen. Eine Kuh ist mehr wert als die eigene Tante (aufgrund der ökonomischen Tragödie, dürfen Kühe nicht geschlachtet werden. Wenn es jemand trotztem tut, heisst es für 25 Jahre Gefängnis. Im Vergleich: Mord der Tante 18 Jahre). Jeden Tag gibts einen Feiertag. Die Kubaner helfen einander aus. Niemand muss ohne Essen ins Bett. Niemand muss auf der Strasse schlafen. Bildung ist gratis. Wie jedes Land ist auch Kuba nicht perfekt.
Ich wollte nach 5 Tagen von Baracoa abreisen und den Rest Kubas kennenlernen, bevor es weiter nach Puerto Rico ging. Eine Kurzfassung - das Ganze würde 1 Stunde brauchen: Ich verliebte mich, konnte nicht aus Kuba ausfliegen, weil die ESTA-Registration für Puerto Rico (USA) fehlte, verlängerte mein Kuba-Visum für weitere 30 Tage, kehrte nach Baracoa zurück (genau an meinem Geburtstag), reiste dann zusammen mit meinem Freund nach Holguín und Santiago auf der Suche nach Live-Musik (er spielte ab und zu mit), ich genoss die Zweisamkeit. Ende der Geschichte. Das heisst, es ist sicher nicht das Ende unserer Geschichte.
Seit dem 30. Oktober 2011 bin ich zurück in Kolumbien, wo ich mich zwar wie zu Hause fühle, aber es ist nichts im Vergleich zu Kuba. Einen genauen Plan für meine restlichen 42 Tage habe ich noch nicht. Ich gedenke Peru zu besuchen und mich von Ecuador zu verabschieden. Denn bereits ab em 16te Dezember 2011 muess/dörf i wieder Schwiizerdütsch redä.
Saludos desde Colombia
Ivonne
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